Anleitung

zum Gebrauch der

Strohhut–Oberstich–Nähmaschine
"Dresdensia B"
der

Strohhut–Nähmaschinenfabrik
H. Großmann, Dresden–A.24

Gegründet 1863


"Dresdensia B"

neuestes, verbessertes Modell
mit auswechselbaren Lagerbüchsen für Wellen– und Hebellager, Nadelstange und Kulissenstift.
Mit Klapplineal ausgestattet


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Allgemeines.

Jede Maschine wird, ehe sie zum Versand kommt, sorgfältig und eingehend geprüft. Zu diesem Zwecke werden mit ihr, sowohl bei Kraftbetrieb mit schnellstem Gange, als auch auf Trittgestell, die verschiedensten Nähproben vorgenommen.
Mit der "Dresdensia"-Maschine können alle Geflechte, sowohl die feinsten (Roßhaar, Barmer und Tagal-Litzen, 3-Halm-Bast und dergl.), als auch die breitesten und stärksten mit Zacken (Jumbo und dergl), unter Anwendung der entsprechenden Füßchen und Transporteure, tadellos genäht werden. Dasselbe gilt vom Nähen der Doppelränder.
Die Hauptbedingung für gutes Arbeiten und lange Haltbarkeit der Maschine ist sorgfältiges Oelen und Sauberhalten derselben. Durch Vernachlässigung kann auch die beste Maschine in verhältnismäßig kurzer Zeit verdorben werden.
Vor Ingebrauchnahme der Maschine ist es unbedingt nötig, die nachstehende Anleitung eingehend durchzulesen, um über die für sachgemäße Behandlung der Maschine in Frage kommenden Punkte unterrichtet zu sein.
Sollte die Maschine einmal durch mehrjährigen flotten Gebrauch oder durch irgend einen Zufall derart in Unordnung geraten, daß man sich an Hand der in der Anleitung gegebenen Winke nicht mehr selbst helfen kann, so gebe man die Maschine zur Instandsetzung an die Fabrik oder an deren Vertreter, von dem die Maschine gekauft worden ist.

Das Oelen.

Zu diesem Zwecke darf nur gut gereinigtes Vaselineöl verwendet werden; minderwertiges setzt oft stark ab und die Maschine verharzt dadurch. Falls eine Maschine durch dick gewordenes Oel etwas schwer gehen sollte, so ist dieselbe mit reinem Petroleum zu reinigen und darauf flott durchzutreten, wodurch sie wieder leicht gehen wird. Hierauf verwende man, wie anfangs erwähnt, reines Vaselineöl.
Vor allen Dingen ist auch darauf zu achten, daß die Oellöcher immer sauber, also nicht verstopft sind.
Die Maschine muß bei flottem Gebrauche im Laufe des Tages an allen Punkten, wo bewegliche Teile sich reiben, mehrmals gut geölt werden, besonders das Klöbchen No. 79, der Hebebolzen No. 314 (vorn und hinten), die Welle beim Lagerdeckel No. 45 an 2 Stellen und im Oelloch der Stichplatte. Besonders bei Kraftbetrieb ist hierauf genau zu achten, da ein Trockenlaufen der Teile die Maschine in wenigen Minuten stark beschädigen bezw. verderben kann.
 
An der Maschine sind folgende Stellen zu ölen:
  • Am Oberteil:
    1. An der Exzenterstange 43 das obere Oelloch und dasjenige in der Mitte der Stange.
    2. Das Loch über dem Hebelbolzen 314 vorn und hinten.
    3. Die Nadelstange 77 an beiden Lagerstellen und der kleine Wechsel.
    4. Die Druckstange 81 an den Lagerstellen und an dem Hebelstift.
    5. Das hintere Wellenlager durch die beiden Oellöcher bei No. 45.
    6. Das vordere Wellenlager durch das Oelloch in der Stichplatte 19a.
    7. Die Kulissenzugstange 6b.
    8. Die Kulissenbewegung No. 2a durch die 5 dafür vorhandenen Oellöcher.
    9. Die Druckstangenführung durch das Loch bei No. 79.
  • Am Kugellager-Doppeltritt-Gestell:
    1. Die Krummachse rechts zwischen Ansatz und Rad.
    2. Die beiden gebogenen Stellen der Achse.
    3. Die linke Seite der Achse.
    4. Die beiden Trittstifte.
    5. Die 4 Konusringe der Tritte.
Um gut zu arbeiten, muß die Maschine sorgfältig gereinigt und gut geölt sein!

Das Einführen des Fadens.

Die Zwirnrolle ist so auf den Spulenhalter No. 63 zu stecken, daß der Faden von der oberen Seite der Spule abläuft, wenn man ihn nach sich zu zieht. Nun führe man den Faden durch das Loch am Hebel No. 47c, dann nach der Vorderseite des linken Fadenstiftes No. 76a, hierauf nach hinten zwischen die Spannscheiben No. 75 und um den rechten Fadenstift No. 209, dann vorn zwischen die Spannscheiben Nr. 75 nach der Fadenöse No. 519, von hier durch das Fadenloch in der Nadelstange No. 77, zwischen den Fadenklemmer No. 60, um die vorstehende Ecke nach der Fadenöse No. 522, und zuletzt wird der Faden von links nach rechts durch das Nadelöhr gefädelt.

Das Einsetzen der Nadel.

Beim Einführen der Nadel in die Nadelstange hält man die Rinne der Nadel genau nach links, schiebt die Nadel (nötigenfalls mit dem kleinen Einschnitt im Mutterschlüssel) so weit nach oben bis sie ansteht, und zieht die Spannmutter fest, ohne hierbei Gewalt anzuwenden. Beim Drehen der Spannmutter nach rechts wird die Nadel fest, nach links locker.
 
Die Nadeln werden geführt von No.1 (feinste) bis No.8 (stärkste).

Die Spannung des Fadens

wird durch die über den Spannscheiben No. 75 befindliche Spannungsmutter No. 71 (Spannapparatknopf) geregelt. Beim Drehen derselben nach rechts wird die Spannung fester, nach links lockerer.
Die erforderliche Stärke der Spannung richtet sich ganz nach der Art der anzufertigenden Arbeit, bezw. des zu vernähenden Geflechtes. Die Erfahrung lehrt ja bald, hierin das Richtige zu erkennen.
Auf alle Fälle ist die Spannung nur dann zu regeln, wenn der Löserhebel Nr. 534 vollständig nach links gedreht ist (wie Abb. zeigt).
Beginnt man die Platte zu nähen, so drehe man den Hebel No. 534 nach rechts; dadurch wird die Spannung etwas fester und auf diese Weise das lockere Nähen der Platte vermieden.
Wenn man nach Fertigstellung von ungefähr der Hälfte der Platte anfängt, schneller zu nähen, so drehe man den Hebel wieder nach links.

Die Stichstellung.

Die Stellung des Stiches wird durch die an der Kulisse befindliche Stellmutter No. 10 geregelt. Dieselbe löst man mittels des kleinen Mutterschlüssels ein wenig und schiebt sie je nach Bedarf im Führungsschlitz herauf oder herunter. Durch Schieben nach oben wird der Stich kleiner, nach unten größer. Die Mutter ist nach gegebener Stellung wieder festzuziehen.

Das Stellen des Transporteurs

erfolgt durch die unterhalb der Stichplatte befindliche Stellschraube No. 12, mit der man den Transporteur beliebig hoch oder niedrig stellen kann. Durch Drehen der Schraube nach rechts kommt der Transporteur höher, nach links tiefer zu stehen. Den richtigen Stand desselben beobachtet man am besten, wenn die Nadelstange auf ihrem höchsten Punkte steht. In dieser Stellung reguliert man den Transporteur nach der Stärke des Geflechts. Beim Zurückgehen muß der Transporteur stets etwas unter der Oberfläche der Stichplatte stehen.

Wechseln des Transporteurs.

Dies erfolgt dadurch, daß der Greiferdeckel No. 21 (Greifer-Klappe) zurückgeschlagen und die den Transporteur haltende Schraube durch Linksdrehen gelöst wird. Das Auswechseln geschieht, wenn die Nadel auf ihrem tiefsten Punkte steht. Nach Einsetzen des neuen Transporteurs zieht man die Befestigungsschraube wieder gut an und überzeugt sich dann noch besonders durch langsames Drehen der Welle mit der Hand, daß der Transporteur auch richtig sitzt.

Wechseln des Nähfußes.

Die Nadelstange No. 77 bringe man auf ihren höchsten Punkt und löse dann die unter dem Nähfuß No. 93 befindliche Schraube, worauf sich derselbe nach links wegziehen und durch einen anderen ersetzen läßt. Ehe man diesen aber festschraubt, lasse man die Nadelstange herunter und drücke das Füßchen gegen die Druckstange No. 81 und den Kolben der Nadel. Beim Festschrauben beachte man, daß die Nadel zwar dicht am Füßchenoberteil vorbeigeht, dieses jedoch vom Nadelkolben nicht verdrängt wird.

Wechseln des Füßchen-Unterteiles.

Man löse die den Nähfuß zusammenhaltende Füßchenkopfschraube und entferne vorsichtig das Füßchen-Unterteil. Hierauf setze man das neue ein, lasse den Fuß herunter und schraube ihn mittels der Füßchenkopfschraube wieder fest zusammen.
Es ist hierbei besonders darauf zu achten, daß der kleine Stift am Füßchenhebel in den kleinen Schlitz des Füßchen–Oberteiles eingreift, ebenso, daß die gewölbte Seite der Federscheibe nach oben gekehrt ist, damit dieselbe federnd auf den Fuß wirken kann.
Das Füßchen läßt sich dann durch den Hebel beliebig nach dem zu nähenden Geflechte einstellen.

Das Klapplineal No. 250

hat den Zweck, dem Geflechte beim Nähen die richtige Führung nach dem Füßchen zu geben. Je nach der Breite des zu verarbeitenden Geflechtes läßt sich das Lineal durch den Triebknopf No. 31 beliebig nach rechts oder links stellen.
Das Lineal ist mit einer Skala versehen, damit man bei etwaiger Verstellung desselben während der Arbeit die vorher gehabte richtige Stellung sofort wieder findet.
Beim Einsetzen der Zwickel braucht das Lineal nicht verstellt zu werden, man klappt es einfach hoch. Nach dem Zurückschlagen kann man sofort in der vorherigen Stellung weiternähen.
Der kleine Geflechtsführer (Krücke) No. 25a, der sich im Lineal selbst führt, kann auch nach der Breite des Geflechtes beliebig eingestellt werden.
Beim Nähen von besonders breiten Geflechten schraubt man den kleinen Geflechtshalter (No. 245) durch die Mutterschraube (No. 26/27) in dem im Lineal No. 250 vorhandenen Loche fest; dieser kleine Apparat dient zum Flachhalten des Geflechtes.

Der Vibrator No. 90 (Fußlüfter)

kommt beim Nähen der Platte, namentlich bei feineren Geflechten, in Anwendung. Er hat den Zweck, den Nähfuß zu lüften, während sich die Nadel im Geflecht befindet; auf diese Weise wird das Drehen der Platte erleichtert. Soll der Vibrator in Tätigkeit gesetzt werden, so hebt man den Nähfuß und bringt die Nadel auf ihren höchsten Punkt, dann zieht man den Vibrator No. 90 so weit als angängig nach vorn.
Beim Einstellen des Vibrators ist das zu nähende Geflecht unter das Füßchen zu legen und dabei zu beobachten, daß das Füßchen ungefähr so hoch gehoben ist, als die Stärke des Geflechtes ausmacht. Das Geflecht muß man also bei tiefster Nadelstellung unter dem Füßchen bequem bewegen können, ohne daß es jedoch ganz frei wird. Die richtige Höhe des Füßchens läßt sich durch die zwischen Füßchen und Nadelstange befindliche sechskantige Stellschraube, welche nach Herablassen des Füßchens sichtbar wird, regeln. Durch Drehen dieser Schraube nach links wird der Fuß mehr, nach rechts weniger ausgehoben.
Nach Beendigung der Platte schiebt man den Vibrator wieder zurück, nachdem auch wieder der Nähfuß gehoben und die Nadel auf ihren höchsten Punkt gebracht worden ist.

Stellen des Füßchendruckes.

Durch die oben zwischen Nadel- und Füßchenstange befindliche kleine Kopfschraube No. 102 wird der Druck des Füßchens geregelt; durch Drehen dieser Schraube nach rechts wird derselbe stärker, nach links schwächer. Der erforderliche Füßchendruck richtet sich stets ganz nach der Art des zu verarbeitenden Geflechtes; bei grobem Geflecht muß der Druck stärker, bei feinem Geflecht schwächer gestellt werden.

Der Greifer No. 35.

Es ist genau darauf zu achten, daß er stets in Ordnung und richtig eingestellt ist, da hiervon das gute Arbeiten der Maschine zum größten Teile mit abhängt. Der Greifer darf nicht beschädigt werden; ist er durch langes Arbeiten eingelaufen, so muß man ihn auswechseln. Ist die Abnutzung nicht allzu stark, so kann der Greifer ausgeschliffen und dadurch wieder gebrauchsfähig gemacht werden.
Das Auswechseln geschieht auf folgende Weise: Das Klapplineal wird hochgeklappt und etwas gelockert; hierauf schraubt man das Füßchen No. 93 und die Stichplatte ab. Alsdann löse man mittels des Greiferschraubenziehers die durch das Loch im vorderen Wellenlager sichtbare kleine Schraube und entferne den alten Greifer. Der Schraubenzieher muß gut in Ordnung sein, damit die Schraube nicht beschädigt wird, denn es kann sonst vorkommen, daß abspringende Teilchen in das Wellenlager gelangen, wodurch die Maschine festläuft. Alsdann setze man den neuen Greifer ein und beachte hierbei, daß die kleine Schraube auf die an dem Schafte des Greifers befindliche Fläche drückt und gut angezogen ist.
Der Greifer muß stets derart eingestellt sein, daß er ganz dicht an der Nadel vorbeigeht, ohne dieselbe jedoch zu berühren.
An der vorderen Fläche des Greifers ist eine kleine Nut (Rinne) eingefräst, welche das Zerschneiden des Fadens erleichtert, wenn sich derselbe einmal um den Greifer geschlungen haben sollte.

Das Nähen von feinem Geflecht.

Wenn feine Geflechte knapp an der Kante genäht werden sollen, empfiehlt es sich, die Nadel Sorte 6B zu verwenden. Diese Nadel hat einen abgeschliffenen Kolben und verhindert dadurch ein Verdrängen des Füßchen.
Nadeln sind erhältlich:
    Sorte 64B von Nr. 1 – 4
    Sorte 64  von Nr. 1 – 8

Erläuterung

über den Unterschied bezw. die richtige Anwendung der Füßchen-Unterteile "D" und "D1". Der Unterschied beider Füßchen besteht nur in der Bodenstärke (siehe nebenstehende Abbildung). Füßchen D hat eine Bodenst. von 0,43 mm; D1 von 0,35 mm.
(Die Bodenstärke ist maßgebend für die Stärke des Geflechtes.)
Die auf den Füßchen eingeschlagenen Zahlen bezeichnen die Stärke der Zehe an der auf der Abbildung ersichtlichen Stelle. – Beide Füßchen D und D1 werden mit einer Zehenstärke von 0,90 mm und 1,25 mm geliefert.
Zum Nähen der dünnsten Litzen usw. verwendet man zusammen mit dem Oberteil "A" das Unterteil D1 und für dickere Litzen usw. das Unterteil D, und beide Unterteile je nach der Breite des Geflechtes mit der Zehenstärke 0,90 mm oder 1,25 mm. Ist also das Geflecht so schmal, daß das Füßchen 1,25 mm zu breit ist, muß man das Füßchen 0,90 verwenden.
Das allzu schnelle Abnutzen der Füßchen und Transporteure läßt sich vermeiden, wenn man bei Leerlauf der Maschine diese nicht mit herabgelassenem Fuß arbeiten läßt, wie dies leider öfters, wenn auch nur auf kurze Zeit, geschieht. Das Nähen von breiten, starken Geflechten mit hohen Zacken.
Zu dieser Arbeit ist ein besonderes Nähfüßchen (No. 101a oder 501) zu verwenden. Kommen sehr breite Zackengeflechte in Frage, so empfiehlt es sich, den besonders breiten Transporteur No. 535 und die dazu gehörige Stichplatte No. 538 zu benutzen. Die Maschine transportiert hiermit die fraglichen Geflechte besser und die Arbeit fällt dadurch schöner aus.

Einfassen von Stroh- und Filzhüten.

Zu dieser Arbeit bediene man sich am besten des Einfaßfußes No. 508 oder No. 510 (Gabelfuß).

Steppen von Palm- und Filzhüten u. dergl.

Es empfiehlt sich, hierzu den praktischen Steppfuß No. 509, zu verwenden.

Wenn der Faden reißt, kann folgendes die Ursache sein:

Die Maschine transportiert nicht:

Die Maschine läßt Stiche aus:

Hutführung.

Um das Nähen größerer Hüte zu erleichtern, liefere ich auf Wunsch unter besonderer Berechnung eine Hutführung, welche links der Maschine am Tisch durch eine Klemme befestigt wird. Diese Hutführung, welche sich nach Bedarf verstellen läßt, erübrigt das Halten des zu nähenden Hutes seitens der Näherin vollständig und ermöglicht auf diese Weise ein bedeutend schnelleres Arbeiten. Die Hutführung ist außer für die Oberstich- auch für die Unterstich-, Beschneid- und Bedrahtmaschine verwendbar.

Kniehebel.

Das Oberteil der "Dresdensia B" wird mit einem zweiten Füßchenhebel zum Anschluß an den Kniehebel geliefert. Durch ein leichtes Drücken des rechten Knies gegen den unterhalb der Tischplatte angebrachten Hebel, der mit einer dem Knie angepaßten Platte versehen ist, wird der Nähfuß sofort ausgehoben, während sich beim Nachlassen des Kniedruckes der Nähfuß wieder herabsenkt. Durch diese Vorrichtung erübrigt sich das Ausheben des Fußes mit der Hand vollständig, es können also beide Hände stets ausschließlich zur Führung des Hutes benutzt werden.

Doppeltrittgestell
für die Strohhut–Nähmaschine, mit Kniehebel






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